Während eines Aufenthaltes bei befreundeten Koizüchtern in Nordjapan (Ojiya/Niigata) hörte ich das erste Mal von zwei traumhaften Inseln, die rund 2.500 km Richtung Süden liegen sollten, die eine mit unberührtem Dschungel und die andere umsäumt von unglaublichen Korallenriffen. Das hörte sich an wie die sagenumwobene Insel von King Kong. Aber sie waren nicht erfunden, sondern tatsächlich real!
Sagenhafte Regenwälder
Nur ein Jahr später besuchte ich die beiden Inseln, die auf der Höhe von Taipeh/Taiwan liegen, das erste Mal. Sollte es Sie einmal nach Japan verschlagen, hängen Sie unbedingt ein paar Tage dran und buchen Sie einen Inlandsflug nach Ishigaki auf den Ryukyu-Inseln! Als Meerwasserfreund können Sie dort bleiben und die Korallenriffe mit vielen Seeschlan- gen, Mantas und auch endemischen Tierarten betauchen. Als Süßwasserfan nehmen Sie die Fähre zu der in Sichtweite gelegenen Insel Iriomote, die tatsächlich komplett mit Primär- Regenwald bewachsen ist. Dort wurde sogar vor nicht langer Zeit eine unbekannte Katzenart, die Iriomote-Katze, entdeckt! Auf der Insel gibt es eine Ringstraße und zwei Hotels, von denen ich das Painumaya-Hotel unbedingt empfehlen möchte. Es ist fast luxuriös und inmitten einer grandiosen Natur. Es lohnt sich, abends vom Hotel aus mit Taschenlampe und Makroob- jektiv bewaffnet auf Nachtpirsch zu gehen. Schlangen, bunte Frösche, sehr interessante Insekten und als Highlight der größte Landkrebs der Welt, der Palmendieb, treiben sich dort herum.
Fischwelt
Aquarienfreunde reisen jedoch wegen der Fische und Wir- bellosen dorthin – und das lohnt sich! Sie brauchen nur mit einem Taxi oder einer über das Hotel gebuchten Tour die rund um die Insel führende Straße entlang zu fahren und an der erstbesten Brücke anzuhalten. Mit Taucherbrille und einem leichten Taucheranzug ausgestattet folgen Sie dann dem Bach oder Fluss aufwärts in den Regenwald. Beginnen Sie an der Mündung, an dem der Wasserlauf sich mit dem Meer vermischt. Hier können Sie sehen, welche Tierarten den Brackwasserbereich aufsuchen und mit zunehmendem Süßwasseranteil zurückbleiben oder auch, welche Arten da- zukommen. Eine Stromschnelle oder ein kleiner Wasserfall bilden dabei natürliche Barrieren und danach ändert sich die Tierzusammensetzung meistens. Zuerst stellen Sie fest, wie sauber und unberührt die Land- schaften sind. Nur direkt in den Mangrovenbereichen sehen Sie bergeweise Plastikmüll, den die Meeresströmung aus China und Korea (nicht Japan!!!) dort anspült. Ein sehr trauriger Anblick. Aber sobald Sie den Meeresteil der Mangroven im Bach/Fluss verlassen und sich flussaufwärts bewegen, ist jeder Rückstand der Zivilisation verschwunden. Keine Plastiktüten und Colado- sen mehr. Solche Orte sind in Asien schwer zu finden!
Kristalklares Wasser in Flüssen und Teichen
Wenn Sie Silberflossenblätter, Argusfische, Kugelfische und Schlammspringer sehen möchten, dann sind Sie im ersten Teil des Flusses genau richtig. In sehr klarem Wasser (nur bei ablaufendem Wasser) schwimmen diese Fischarten um Sie herum und Sie können Fische sehen, über deren natürliches Verhalten nur wenig berichtet wurde. Wenn der Salzgehalt abnimmt, sind die Argusfische (Scatophagus argus) immer noch da, obwohl sie permanent als reiner Brackwasserfische, zumindest als adultes Tier, beschrieben werden. Wir konnten sie in Wasser mit 10 μS/cm und keiner messbaren GH oder KH beobachten! Als ich dies bei Facebook gepostet habe, meldeten sich nicht wenige, die einen Schreibfehler bei den Werten vermuteten. Folgen Sie dem Wasser weiter Richtung Quelle, tauchen wunderschöne Grundelarten auf, meisten aus den Familien Rhinogobius und Stiphodon. Beobachten Sie einmal, wie wenig Platz die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum be- anspruchen. Ich musste an radikale Tierrechtler denken, die eine Aquarienhaltung grundsätzlich ablehnen. Im Aquarium haben die Grundeln mehr Platz als in der Natur! Wer ausdauernd ist und mehrere kleine Stromschnellen überwindet, kommt immer wieder zu neuen kleinen Traum- teichen, deren Wasser absolut kristallklar ist und in denen die Größe der Fische sowie deren Anzahl immer mehr ab- nimmt. Hier schlägt dann die Stunde der Garnelen, die keine Fressfeinde mehr fürchten müssen. Sie rennen frei auf den Unterwasserfelsen herum und beäugen neugierig den großen schwarzen Baum, der sich ihnen da nähert. Die Garnelen, eine Macrobrachium-Art mit großen und langen Scheren, krabbeln sogar auf den Arm und suchen nach Fressbarem. Ein tolles Erlebnis! Sollte sich Ihnen ein meterlanges, schlangenartiges Tier nähern, erschrecken Sie nicht: Es wird sich um einen Aal handeln, der als größter Räuber dieser Gewässer auf Jagd geht.
Meine Reisetipps
Flüge:
Nur Ishigaki besitzt einen Flughafen, die NachbarinselIriomote erreichen Sie per Fähre. Es gibt Flüge von vielen größeren Flughäfen Japans und auch von Taiwan, das viel näher liegt. Flüge nach Tokio kosten um die 900,- € unddauern rund elf Stunden von Deutschland aus. Von Tokionach Ishigaki fliegt man rund drei Stunden und zahlt etwa 200,- €.
Kosten:
Empfehlenswert ist das Hotel Painumaya auf Iriomote. Eine Nacht kostet um die 80,- €.
Reisezeit:
Der meiste Regen fällt im August.
Wissenwertes:
Die Fähre von Ishigaki nach Iriomote fährt fast stündlichund kann vor Ort oder auch von Deutschland aus gebucht werden. Die Fahrzeit nach Iriomote beträgt anderthalbStunden. Für Japan ist kein Visum erforderlich und für die Inseln gibt es auch keine Impfvorschriften. Es sind abends sehr wenige Moskitos unterwegs
Fazit:
Eines verspreche ich Ihnen: Wenn Sie von Iriomote wieder zurückkommen und Ihr Aquarium betrachten, werden Sie anfangen zu planen, wie Sie es auf Brackwasser oder ein Stromschnellenaquarium umbauen.
Wenn du noch mehr über Japan erfahren willst schau mal hier: Expedition Japan