Der natürliche Lebensraum des Roten Neon
Wer ein natürliches „Rote Neon“ Biotop im Aquarium nachbilden möchte, muss bei den ästhetischen Aspekten hart im Nehmen sein. Viel Laub am Boden, braun eingefärbtes Wasser und keine Wasserpflanzen. Aber es soll ja auch Aquarianer geben, die genau dies schön finden. Zumindest sehen die Original Lebensräume so aus.
Rote Neon sind grundsätzlich im Flachwasser zu finden. Sie scheinen Wassertiefen zwischen 10 (!) und 60 cm eindeutig zu bevorzugen. Die tiefen Stellen eines Flusses mit rund einem Meter Tiefe wurde gemieden. Die Roten Neon hielten sich zwar im gleichen Fluss auf, aber immer an den flachen Stellen. Wenn sich Bäche und Flüsse durch die Natur winden, bilden sich in den Biegungen immer eine flache Stelle (außen) und einen tiefe Stelle (innen). Schon ohne einen Blick unter die Wasseroberfläche zu werfen, kann man erahnen, welche Fische in welchem Bereich zu finden sind.
Da in den tieferen Bereichen auch große Cichliden leben, ist die Wahl des flachen Bereichs der Roten Neon durchaus clever. Altum Skalare können ihnen in die Flachwasserzonen nicht folgen und bleiben daher immer in den tieferen Wasserstellen. Aber Crenicichla-Arten und räuberische Welsarten „passen“ auch in’s Flachwasser. Daher bevorzugen die Roten Neon im Flachwasser die Regionen, in denen viel Laub am Boden zu finden ist. Bei Gefahr bilden sie zum einen den berühmten Schwarm, der den Feinden die Konzentration auf ein Individuum erschwert und als Plan B ist dann das Laub, in dem kein Fisch irgendeinen anderen wiederfindet.
Alternativ zum Laubboden sehen wir Rote Neon im flachen Wasser nahe der Uferböschung, deren dichtes Wurzelgeflecht ebenfalls Schutz bietet. In diesen Biotopen, die auch 50-60 cm tief sein können, schwimmen die Neon aber nie im Schwarm. Man könnte meinen, dass es Einzelgänger sind. Mehr als sechs Fische auf ein Foto zu bekommen, gelingt nur mit Weitwinkelobjektiven!
Wer genau hinsieht, wird auf den Fotos erkennen, dass die Bäuche der Neon eher eingefallen als prall gefüllt sind. Das ist auch kein Wunder, denn als Planktonfresser ist ihr Tisch leider nicht sehr reich gedeckt. Schwarzwasser ist so lebensfeindlich, dass man abends gemütlich am Fluss sitzen kann, ohne dass einen die Moskitos lebendig auffressen. Das bedeutet dann aber auch, dass es kaum Insektenlarven und Kleinkrebse im Wasser gibt. Wer eine halbe Stunde ein Planktonnetz durch das Schwarzwasser zieht, wird als Ausbeute nichts bis 5 kleine Copepoden erwischen. Da ist es leichter einen Flussdelfin zu fangen!
Der Rote Neon im Aquarium
Im Aquarium sieht die Situation anders aus. In der Regel setzen wir keine Raubfische zu unseren Neon und somit erübrigt sich der Boden aus gammelnden Blättern. Aus ästhetischen Gründen dürfen wir gerne Wasserpflanzen einsetzen. Die grüne Farbe kennen Neon übrigens durchaus: Immer wieder fallen belaubte Äste in das Wasser und auch bei Hochwasser ist viel Grün unter Wasser zu sehen. Allerdings nur bis zur nächsten Trockenzeit! Neon benötigen viel Schwimmraum. Man wird sie eher selten zwischen den Pflanzen finden. Eine lockere oder auch dichte Randbepflanzung ist daher möglich. Der Bodengrund ist den kleinen Salmlern egal. Sie suchen ihre Nahrung in der Regel nicht am Boden, sondern immer im freien Wasser oder (erlernt) an der Wasseroberfläche.
Holz und Steine können immer für die Aquariendekoration verwendet werden, auch wenn die Neon keinen gesteigerten Wert darauf legen. Ein an die natürlichen Lebensräume angelehntes Aquarium für Rote Neon besitzt viel freien Schwimmraum und am Rand Holzwurzeln mit Pflanzen. Eine Vermehrung im Gesellschaftsaquarium ist eher nicht möglich und benötigt ein spezielles Zuchtaquarium. Aber das wäre eine andere Geschichte.
Eine Wassertemperatur von 30 °C, wie wir sie in einigen Biotopen der Roten Neon vorfinden, muss im Aquarium nicht kopiert werden! Der Stoffwechsel der Fische läuft dann dauernd auf Hochtouren und verringert die Lebenserwartung und unsere schönen Wasserpflanzen mögen solche Temperaturen gar nicht. Wassertemperaturen zwischen 25 und 27 °C sind vollkommen ausreichend.
Die Wasserwerte dieser Lebensräume ähneln sich: pH-Wert immer im stark sauren Bereich zwischen 4 und 5,5. Gesamthärte und Karbonathärte waren nicht messbar. Die Leitfähigkeit betrug 9-10 µS/cm und die Wassertemperaturen lagen zwischen 26 und 29 °C. Diese Werte wurden auf JBL Expeditionen in den Raum Puerto Inirida in Kolumbien gemessen. Auf einer JBL Expedition nach Barcelos am Rio Negro, sicherlich der größte Umschlagplatz für Rote Neon in Südamerika, wurden fast identische Wasserwerte ermittelt. Nur die Leitfähigkeit lag mit 16 µS/cm dort geringfügig höher. Die Intensität der Wasserfärbung des Schwarzwassers war durchaus unterschiedlich.
Rote Neon leben sowohl in extrem, durch Huminstoffe gefärbtem, Schwarzwasser, als auch in moderatem Schwarzwasser, welches nur einen teefarbenen Stich besaß. Im Aquarium können Aquarianer Huminstoffe ganz einfach mit entsprechenden Produkten wie z. B. JBL Tropol zugeben. Bei normaler Dosierung ist die Braunfärbung jedoch kaum zu sehen, obwohl sich dann bereits viele Huminstoffe im Wasser befinden. Erst bei 3-4 facher Dosierung ist der Braunstich des Wassers deutlich zu sehen. Es besteht aber natürlich immer die Frage, in wie weit wir die Natur für unsere Fische kopieren sollten. Wenn man nicht gerade in Regionen Deutschlands wohnt, in den das Wasser als Mineralbrocken aus dem Wasserhahn fällt (Wasserhärte über 20 °dGH) und der pH-Werte sich um neutralen Bereich einpendelt (6,5-7,5), ist es viel wichtiger, durch regelmäßigen Teilwasserwechsel und gute Filterung ein Idealklima für die Fische zu erreichen, als durch Herumpantschen den pH-Wert um 0,002 zu drücken und mit Osmosewasserzugabe die Härte um 0,5 zu senken. Wer den Wasserdurchsatz eines Baches oder auch Flusses in der Natur einmal genauer betrachtet, erkennt recht schnell, warum ein Teilwasserwechsel im Aquarium so wichtig ist.
Die Ernährung von Roten Neon
Wie schon geschrieben, herrscht bei den Neon in ihren natürlichen Lebensräumen eher Nahrungsmangel. Die importierten Tiere besitzen damit oft eingefallene Bäuche und sehen wirklich nicht gut genährt aus. Neon aus Nachzuchten stehen oft besser im Futter – die runderen Bäuche zeugen davon. Daher ist es wichtig, dass neu gekaufte Neon (egal ob Roter oder einfacher Neon) gut gefüttert werden. Wie bei vielen kleinen Tieren, ist eine häufigere Fütterung wichtig, dann natürlich immer mit angepassten, kleineren Portionen. Bei ausgehungerten Tieren kann eine Fütterung fünfmal täglich absolut sinnvoll sein!
Das wichtigste ist aber die Futtergröße. Die meisten Futter sind einfach zu groß und passen nicht ins kleine Maul. JBL hat z. B. mit JBL NovoGranoMix XXS ein wirklich kleines Granulat im Programm. Bei der nächst größeren Granulatgröße XS müssen die kleinen Neon schon wieder abbeißen und bekommen es nicht ganz in ihr Maul! Im neuen JBL PRONOVO Programm wurde sogar ein eigenes NEON Futter (und andere kleine Salmler) JBL PRONOVO NEON GRANO XXS entwickelt.
Die Sache mit der Futtergröße ist in der Vergangenheit nie richtig wahrgenommen worden und steht erst jetzt im Fokus. Da Neon und andere kleine Salmlerarten Planktonfresser sind, ist ein Planktonfutter (z. B. JBL PlanktonPur SMALL ) eine ideale Futterart. Aber auch andere Futtersorten, solange sie klein genug sind, eignen sich, da Neon eigentlich nicht wählerisch sind. Sie besitzen kleine scharfe Zähne und sehen in einer guten Macroaufnahmen wie kleine Piranhas aus.