"Der friedliche Regenwald"
Mit Mittelamerika ist das so eine Sache: Die meisten Länder dort gelten, zumindest weite Landesteile, als problematisch, auch wenn es aktuell keine Reisewarnung gibt. Dagegen ist Costa Rica ein braves Lämmchen mit der geringsten Kriminalitätsrate aller mittelamerikanischen Länder.
Aber wir Aquarianer halten uns selten in den Touristenmetropolen und Städten auf, denn unsere Ziele liegen an Orten, wo eigentlich niemand hin möchte. Nur bei der Ein- und Ausreise per Flugzeug müssen wir auf unser Gepäck gut aufpassen bis wir uns im friedlichen Regenwald befinden.
Wer unbedingt etwas Nervenkitzel braucht, sollte in der Hurrikansaison von Mai bis Ende November anreisen und sich in die Nähe der fünf aktiven Vulkane begeben. Bei denen weiß man ja nie, wann sie wirklich ausbrechen!
Das perfekte Reisegebiet herausfinden!
Costa Rica besteht ganz grob aus drei Teilen: Die Karibik-Küstenseite (250 km), die Pazifik-Küstenseite (100 km) und der Teil zwischen den beiden Küsten. An der engsten Stelle sind es nur 100 km von Ozean zu Ozean! Als Aquarianer sind wir eigentlich überall glücklich, sobald wir klare Süßgewässer mit schönen sowie interessanten Fischen vorfinden. Daher können Sie Ihr Reisegebiet nach anderen Gesichtspunkten ausrichten: Wenn Sie auch gerne noch nach Nicaragua (Nicaraguasee) möchten, wäre der nördliche Teil empfehlenswert. Wer noch Tauchen oder Schnorcheln möchte hat zwischen Karibik und Pazifik die Qual der Wahl. Die Anzahl der Suchtreffer bei Google zeigt bei „Tauchen Karibikküste“ die doppelte Menge im Vergleich zu „Tauchen Pazifikküste“ Costa Ricas. Soll es noch weiter nach Panama gehen macht der südliche Teil des Landes Sinn. Von der Hauptstadt San Jose sind Nicaragua und Panama etwa gleich weit entfernt. Die Fauna der Süßgewässer unterscheidet sich von den Nachbarländern jedoch nicht wesentlich. Daher ist es aus aquaristischen Gründen sinnlos, die langen Strecken zu fahren. Wir haben mehr davon, weniger Zeit auf der Straße zu verbringen und mehr Zeit an den einzelnen Gewässern zu haben, um schnorchelnd die Bäche, Flüsse und Seen zu erkunden. Einzige Ausnahme ist der Nicaraguasee, der einige endemische Arten aufweist. Das Wasser ist dort leider so trübe, dass sich schnorcheln leider überhaupt nicht lohnt!
Und vergessen Sie Ihre Wassertests nicht! Es lohnt sich, die unterschiedlichen Gewässer durchzumessen. Geringe Härtegrade, aber extrem wechselnde pH-Werte sind immer spannend.
Nehmen Sie sich einen Mietwagen, informieren Sie sich über die Sehenswürdigkeiten der Nationalparks und planen Sie dann Ihre Route. In zwei Wochen können Sie eine richtig schöne Rundreise in Costa Rica erleben und dabei noch genügend Zeit an den einzelnen Stationen, um Fische und Garnelen in Ruhe zu beobachten.
"Eine kühle Angelegenheit"
Die meisten Bäche und kleineren Flüsse besitzen sehr klares und 22-26 °C kühles Wasser! Das ist bei einer Lufttemperatur zwischen 26 und 30 °C immer wieder erstaunlich. Wir würden immer eine Wassertemperatur erwarten, die ungefähr der Lufttemperatur entspräche. Dies ist aber nur bei stehenden Gewässern und Seen, wie z. B. dem Nicaraguasee mit 28 °C der Fall. Die kleineren Bäche entspringen aus kalten Quellen und fließen im Schatten der Bäume. Da reicht die Erwärmungsenergie nun mal für 30 °C nicht aus. Das Schnorcheln in solchen Gewässern ist eine so kühle Angelegenheit, dass ich unbedingt einen dünnen Taucheranzug empfehle. Auch ein Bleigurt mit Taschen ist sehr hilfreich. Sie können ihn vor Ort mit Steinen beladen (wer möchte schon Bleigewichte im Flugzeug mitnehmen), um den Auftrieb im Wasser zu verringern. Denn für schöne Fotos sollten wir auf „Augenhöhe“ mit unseren Fotomodellen sein und nicht von oben fotografieren. Dazu noch ein Tipp: Atmen Sie vollständig aus, bevor Sie sich auf den Bachboden sinken lassen! Sie haben noch so viel Restsauerstoff zur Verfügung, dass Sie den massiven Auftriebskörper „gefüllte Lunge“ wirklich nicht brauchen! Klingt vielleicht komisch – aber probieren Sie es unbedingt aus. Sie werden sich wundern, wie lange Sie mit „leerer“ Lunge unter Wasser bleiben können.
Wenn Sie dann etwas fröstelnd am Bachrand sitzen, halten Sie die Augen offen: Pfeilgiftfrösche können dort herumhüpfen, schöne Schlangen in den Bäumen nach Beute suchen und mit ganz viel Glück rennt gerade eine „Jesusechse“ (Helmbasilisk) über das Wasser. Bei Giftschlangenbegegnungen sollten wir nie vergessen, dass ein Herumspielen mit den Tieren und ein Biss durchaus problematisch sein kann: Wenn das Gift innerhalb von 30 Minuten tödlich wirkt und der nächste Arzt mit vielleicht vorhandenem Gegengift aber eine Stunde entfernt ist.
Noch ein Wort zu den Kaimanen: Ja, in sehr vielen Gewässern leben Kaimane. Aber diese Panzerechsen sind absolut friedlich und greifen Menschen NICHT an! In Mittelamerika ist nur der Krokodilkaiman anzutreffen, der bis zu 3 m lang wird. Selbst in absolut trübem Wasser ließen die Tiere mich vollkommen unbehelligt, obwohl sie mir zahlenmäßig deutlich überlegen waren.
Costa Rica hat tatsächlich viel mehr zu bieten als die Fauna unter Wasser. Es wäre schade, wenn Sie die tollen Tiere oberhalb der Wasseroberfläche verpassen…
Reisetipps
Die ideale Reisezeit (Trockenzeit) liegt zwischen Dezember und April. Weihnachten und Silvester mit Lebendgebärenden und Kolibris statt Tannenbaum und Böller – da haben Sie die Hälfte der Reisekosten schon wieder raus! Für die Karibikküste wäre es Februar-April und September-Oktober. Die Pazifikküste ist am schönsten zwischen Dezember und April, wie der meiste Teil Costa Ricas. Wenn Sie im Regenwald nach Tieren suchen möchten, wäre die Regenzeit natürlich besser geeignet, da Sie deutlich mehr Tiere finden. Dies wäre dann Mai bis November. Direktflüge nach San Jose sind schon um die 700,- € zu bekommen. Ein Mietwagen kostet etwa 25,- € pro Tag. Ein Allradfahrzeug ist empfehlenswert, denn wir Aquarianer wollen oft mitten durch die Pampa zu einem Gewässer. Vergessen Sie Ihren internationalen Führerschein nicht! Ein Visum ist für Deutsche nicht nötig. Hotels und Verpflegung sind ungefähr auf deutschem Preisniveau. Bei Einreise aus Deutschland sind keine Impfungen vorgeschrieben. Dennoch sind Impfungen wie Hepatitis A/B, Tetanus und Typhus immer empfehlenswert.
Alle Wasserwerte und einen umfangreichen Bericht über die JBL Expedition Mittelamerika & Galapagos finden Sie hier: