KOI: Füttern Sie noch oder ernähren Sie schon?

Der alte Spruch eines bekannten skandinavischen Möbelherstellers „Wohnen Sie noch oder Leben Sie schon“ passt etwas modifiziert auch für Ihre Koi. Das Problem bei Fischen ist einfach ihre enorme Leidensfähigkeit. Sie können lange falsch gefüttert werden und sie überleben es. Wer sich aber eingehend mit seinen Koi beschäftigt, wird auch beim Futter nachweislich Unterschiede feststellen: Gesundheit, Körperform, Farbausprägung, Wachstum und Aktivität der Tiere sind Faktoren, die Sie von außen beurteilen können.

Viele Teichbesitzer sind glücklich, wenn ihre Fische das angebotene Futter „gerne“ fressen. Aber was heißt schon gerne? Erstens haben Ihre Fische nicht wirklich die (Aus-) Wahl und zweitens gewöhnen sie sich an fast alles. Es ist immer nur eine Frage des Hungers – ähnlich wie bei uns Menschen. Wenn Fische ein NEUES Futter gerne fressen, bedeutet dies leider nicht, dass dieses Futter auch ideal für den Fisch ist. Kinder würden Süßigkeiten auch fast immer gesundem Gemüse vorziehen. Es gibt tropische Süßwasserfische, die Rote Mückenlarven gierig verschlingen – und daran verenden! Der Fisch weiß also nicht, was gut für ihn ist! Aber ein seriöser Futterhersteller weiß es schon, denn der Karpfen ist der am längsten erforschte Fisch unserer Kulturen. Wenn Sie die Begriffe „Karpfen ernähren“ bei google eingeben, erhalten Sie 409.000 Treffer, beim Koi immerhin noch 385.000. Beim bekanntesten Zierfisch, dem Neon, gibt es gerade mal 1000 Treffer. Über die Jahrhunderte haben Menschen gelernt, welche „Knöpfe“ sie beim Karpfen drehen müssen, um die gewünschten Ergebnisse zu bekommen. Nun sollen Ihre Koi nicht schnell eine Schlachtreife erreichen, sondern eine schöne Körperform, eine perfekte Farbtrennung und kräftige Farben erhalten, aber die „Knöpfe“ für diese Faktoren sind bekannt.

Welche Futterform ist die Richtige? Meistens kommen Futtersticks oder Futterperlen zum Einsatz. Beide werden gleich produziert, nur einmal wird eine lange Futterwurst bei der Herstellung kurz abgeschnitten (Perlen) oder lang (Sticks). Bei Sticks wird meist deutlich mehr Luft eingeblasen und daher sind sie leichter. Vergleichen Sie beim Futterkauf bitte nie nach Volumen, sondern immer nach Gewicht, denn das Gewicht und die Zusammensetzung der Rohstoffe machen den Preis aus – nicht ein großes Volumen in großen Beuteln!

Apropos Beutel: Bitte öffnen Sie Ihren Futterbeutel nur kurz zur Futterentnahme und verschließen Sie ihn danach wieder sorgfältig. Luft und Licht sind der Tod der Vitamine des Futters! Nach etwa drei Monaten sollte ein angebrochener Futterbeutel aufgebraucht sein. Danach sinkt der Vitamingehalt des Futters dramatisch in Richtung Esspapier.

Die Größe des Futters ist für die maulgerechte Aufnahme wirklich entscheidend. Kleine Fische bekommen ernsthafte Probleme, wenn sie vom zu großen Futter nur abbeißen können oder sich daran halb verschlucken. Große Fische werden dagegen wahnsinnig, wenn sie zu kleines Futter „schlürfen“ müssen und es aus den Kiemen wieder herauskommt.

Schwimmend oder sinkend? Eigentlich sind Koi Bodenfresser, die mit Hilfe ihrer Barteln am Maul ihr Futter im Boden beim Gründeln ertasten. Im sauberen Koiteich ist dies für die Koi auf dem blanken Boden ohne Bodengrund ein frustrierendes Unterfangen. Aber sie sind sehr lernfähig und erkennen sehr schnell, dass die Klopse an der Wasseroberfläche essbar sind oder der große Schatten am Teichrand kein Fischreiher sondern eine Futterquelle ist, der sie aus der Hand fressen können. So ist ein schwimmendes Futter im Frühjahr und Sommer überhaupt kein Problem. Im Herbst und Winter aber kommen die Tiere am Teichboden zur Ruhe und sollten auch sinkendes Futter bekommen. Solange sie noch aktiv schwimmen verbrauchen sie Energie. Führen Sie Ihren Fischen dann keine externe Energie über das Futter zu, werden sie über die kalten Jahreszeiten geschwächt und im Frühjahr anfällig gegen Infektionen (z. B. Frühjahrsvirämie). Ein richtig konzipiertes Futter mit einem Protein-Fettverhältnis von 3:1 im Herbst und 2:1 im Winter verhindert Probleme im kommenden Frühjahr. Die Zusammensetzung des Futters muss so gewählt sein, dass es sehr leicht verdaulich ist und dennoch einen hohen Energiegehalt aufweist. Lachsmehl und Fischöl erfüllen diesen Zweck im Herbst zur Vorbereitung auf den Winter, während hingegen im Frühjahr Spirulina und Mais die Kräfte nach dem entbehrungsreichen Winter aufbauen.

Die genannten Jahreszeiten sind an Wassertemperaturen festgemacht: Zum Winter werden Wassertemperaturen zwischen 5 und 15 °C gerechnet, das Frühjahr weist Wassertemperaturen von 10-20 °C auf, die Wassertemperaturen des Sommers liegen bei 20-30 °C und der Herbst hat, wie das Frühjahr, Wassertemperaturen zwischen 10 und 20 °C. Je nach Wassertemperatur sollten dann dazu das passende Protein-Fettverhältniss eingehalten werden. Das höchste Protein-Fettverhältnis sollte im Sommer mit 4:1 gefüttert werden.

Die Futtermenge: Es gilt der Grundsatz, dass Ihre Fische das angebotene Futter innerhalb weniger Minuten aufgefressen haben sollen. Eine halbe Stunde sind nicht „wenige Minuten“! Bei umsichtigen Herstellern finden Sie Angaben zur Futtermenge auf der Verpackung: 10 Koi mit 15-35 cm Körperlänge brauchen z. B. 14-68 g/Tag, je nach Futterart. JBL hat eine schöne Idee mit einem JBL Dosierbecher ProPond , der je nach Futtersorte die richtige Menge auf dem Becher anzeigt.

Snacks: Richtige Leckerbissen ( PROPOND GOODY ) „reißen“ Ihnen die Koi aus der Hand. Und genau das kann wichtig sein! Gewöhnen Sie Ihre Koi an die Handfütterung. So kommen Sie den Koi sehr nahe und können Krankheiten leichter erkennen. Sollte dann einmal ein Koi herausgefangen werden müssen – ist dies bei zutraulichen Tieren kein Problem!

Koiernährung ist keine Hexerei, aber sie ist wirklich der Grundstein für schöne und gesunde Koi. Nehmen Sie sich ein wenig Zeit beim Studium der Verpackungen und vergleichen Sie! Die Grundlagen für die Beurteilung einer guten Futterqualität haben Sie jetzt.

Mehr zum Thema Ernährung finden Sie hier: Fischernährung

Hier finden Sie einen Überblick über die verschiedenen Fischfutter für Teichfische: Fütterung

© 10.04.2022
Heiko Blessin
Heiko Blessin
Dipl.-Biologe

Tauchen, Fotografie, Aquaristik, Haie, Motorrad

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