Haben Sie schon einmal Toiletten mit Fernbedienung benutzt oder waren mit Koi tauchen? In Japan geht alles und stellte uns vor ungeahnte Herausforderungen!
Unser Ziel in Japan waren die japanische Koizüchter, von denen die meisten in der Präfektur Niigata, etwa 300 km nördlich von Tokio, leben. Wir wollten wissen, was die Japaner denn nun besser machen als der Rest der Welt, denn japanische Koi sind die teuersten auf unserem Planeten. Zuerst einmal macht die japanische Bahn alles besser als die Deutsche: Die durchschnittliche Verspätung ALLER Züge in Japan beträgt 3 Minuten – IM JAHR! Dann fahren sie auch noch fast doppelt so schnell wie unsere. Vielleicht sollten die Japaner den Flughafen Schönefeld in Berlin übernehmen, dann bestünde noch Hoffnung.
Vom Bahnhof Nagaoka geht es per Auto tief in die östlich gelegenen Berge nach Ojiya. Dort braucht man nur der Straße zu folgen und trifft auf die berühmten Namen, die unsere Koifreunde von Kanada bis Südafrika in Ekstase versetzen: Kaneko, Yagenji, Miyatora, Izumiya und unzählige mehr. Kleine und große Gewächshäuser säumen die Straße. Ein Koizüchter lebt hier neben dem Nächsten. In Deutschland hätten sie sich schon alle gegenseitig verklagt oder verjagt. Aber nicht im Land des Lächelns. Die Jungs sind sogar mit einander befreundet! Von April bis zum Herbst leben die Koi draußen in Naturteichen, die früher einmal Reisfelder waren. Sie sind zwar nicht riesig, dafür aber unzählbar. Koizüchter Sakai alleine besitzt 900 Teiche und er ist zwar einer der Besten, aber bei weitem nicht der größte. In den Naturteichen stehen den Koi mehr Wasser zur Verfügung als bei uns einem einzelnen Goldfisch in einem Hallenbad. Daher müssen die Japaner ihre Koi draußen auch nicht füttern. Im Herbst werden die Naturteiche dann abgefischt und sie sehen, wie schön sich die Tiere entwickelt haben. Dann geht es für die Koi in die überdachten und z. Z. klimatisierten Innenanlagen. Dort schwimmen sie zum ersten Mal in klarem Wasser, bekommen allerdings nichts mehr zu fressen, bis sie die langen Wege per Flugzeug in die ganze Welt antreten.
Das ist aber nicht problematisch, denn ihre Körperform ist nicht mehr weit von einem Kugelfisch entfernt. Sie haben sich das ganze Jahr über von Kleinkrebsen, Mikrofauna und Algen ernährt – und nicht von Pflanzen, die sie zwar fressen würden, aber in den Naturteichen nicht finden. Junge Tosai (einjährige Koi) werden bei der Innenhaltung regelmäßig gefüttert, wie es bei allen Jungtieren im Tierreich notwendig ist. Die großen Koi, die entweder nicht verkauft oder wieder zur Zucht verwendet werden, erhalten ebenso Futter. Auch wenn die japanischen Koizüchter keine Biologen sind, so haben sie über Jahrzehnte und Jahrhunderte gelernt, welche Nahrung für Koi zu perfekten Ergebnissen, gesunden Fischen und wenigen Verlusten führt. Das Protein-Fettverhältnis des Futters bildet dafür die Basis. Ein Frühjahrsfutter muss anders zusammengesetzt sein, als ein Herbstfutter und bei Carotinen im Farbfutter kommt es sehr darauf an, ob man billiges Canthaxantin oder teures Asthaxantin verwendet. Nur über Sommerfutter haben sie sich keine Gedanken gemacht – das brauchen sie ja nie.
Nun wollten wir auch gerne Unterwasseraufnahmen der Koi machen. Nach Ganzkörper- und Kameradesinfektion war es soweit. Im etwa 11 °C kaltem Wasser und Koi bis zu 80 cm Körperlänge und der Fischdichte eines Sardinenschwarms hatten wir die Möglichkeit, die ersten professionellen Unterwasseraufnahmen in den Koianlagen der besten Züchter Japans zu machen – was für ein Erlebnis! Einen speziellen Wunsch hatte ich am Ende dann doch noch: Ein Foto, halb über – halb unter Wasser, auf dem oben der Züchter füttert und unter Wasser die Koi fressen. Yasuaki Kaneko war dann der erst, der die neue JBL ProPond Futterreihe an seine prachtvollen Koi fütterte. Er ist inzwischen von diesem Jahreszeiten-Konzept- Futter mit passenden Protein-Fettverhältnissen so begeistert, dass er es regelmäßig in Deutschland bestellt. Na, wenigstens Futter können wir besser machen, als die Japaner!