Der Rio Atabapo bei Hochwasser
Der Grenzfluss zu Venezuela bot ein stark verändertes Bild: Wo im Februar noch unendliche Sandbänke zu sehen waren, strömte nun das kaffeebraune Schwarzwasser des Flusses, in dem immer wieder Flussdelfine zu sehen waren.
Eindrucksvoll wieder einmal der Zusammenfluss vom trüben Wasser des Rio Inirida mit dem klaren Schwarzwasser des Rio Atabapo. Die unterschiedlichen Wassertemperaturen und Zusammensetzungen des Wassers verhindern eine sofortige Durchmischung beider Wassertypen. Am bekanntesten ist diese Erscheinung bei Manaus, wo das Schwarzwasser vom Rio Negro und das Weisswasser des Solimoes etwa 15 km nebeneinander im gleichen Flussbett dahinfließen, bevor sie sich zum Amazonas vermischen.
Das Camp aus der Februarexpedition stand meterhoch unter Wasser. Daher ging es weiter zu einem Indiostamm, der eine Hütte mit Übernachtungsmöglichkeiten für unsere Teams vorbereitet hatte.
Das neue Camp bot den Vorteil, in das Leben der Indigenen stärker integriert zu sein. Sie zeigten uns, was sie hergestellt hatten (Mini-Souvenirshop) und wir konnten beobachten, wie sie ihre Zeit verbringen. Besonders eindrucksvoll war ihr abendliches Zusammensein, wenn der Stromgenerator gegen 18:00 Uhr angeworfen wurde. Dann versammelten sie sich im „Kino“ und saßen wie die Orgelpfeifen nebeneinander auf den Bänken um fernzusehen. Da sie die Sprache nicht verstanden, wurde der Fernseher stumm geschaltet und laute Musik parallel zum A-Team im TV wiedergegeben. Das wirkte schon etwas skurril.
Ein spannendes technisches Projekt im Indiodorf war ein Wasserturm, der ursprünglich wohl alle Hütten mit fließendem Wasser versorgen sollte. Allerdings endete die Rohrleitung genau unten am Turm. Nicht alles funktioniert so, wie die Regierungen es sich vorstellen.
Nur einen kleinen Fußmarsch vom Dorf entfernt, befand sich ein Fluss, der sehr klares Wasser enthielt und nur einen geringen Anteil Schwarzwasser. Der Fluss war durch den hohen Wasserstand nur etwas größer geworden und so waren viele Fische zu sehen. Wegen seiner Nähe zum Camp haben wir ihn häufig aufgesucht und wirklich viele Fischarten entdeckt.
Ein weiterer Vorteil des Flusses war, dass er verschiedene Abschnitte besaß, die durch ihre Unterschiedlichkeit auch verschiedene Fische beheimateten. Je näher man dem Hauptfluss Rio Atabapo kam, desto mehr Schwarzwasserbewohner waren zu sehen.
Je weiter man flussaufwärts schwamm, und dies waren viele hundert Meter, desto stärker wurde die Strömung und damit änderte sich auch die Fischfauna. Fischarten, die Strömungen lieber meiden, waren dennoch zu finden, jedoch dann immer in beruhigten Ausbuchtungen des Flusses.
Eine Felsbarriere im Oberlauf bildete eine Hürde für viele Fischarten. Nur Salmler, einige Cichliden und natürlich Saugwelse konnten sie überwinden und wurden auch oberhalb der Steinbarriere gefunden.
Interessant war, dass sich die Wasserwerte in dem Flussbereich, in dem wir unterwegs waren, NICHT änderten. Nur die Wassertemperatur nahm flussabwärts Richtung Atabapo um rund ein Grad zu. Langsam fließende Flüsse geben dem Wasser einfach etwas mehr Zeit sich zu erwärmen, als schnellfließende Gewässer.
Expedition |
JBL Kolumbien 2 |
JBL Kolumbien 2 |
Land |
Kolumbien |
Kolumbien |
Ort |
Nähe Camp am Atabapo |
Nähe Camp am Atabapo |
GPS nördliche Breite |
3.907149 N |
3.910415 N |
GPS Westliche Breite |
67.706394 W |
67.701869 W |
Datum |
22.11.2022 |
28.11.2022 |
Uhrzeit |
10:08 |
9:15 |
Bewölkungsgrad |
50% |
80% |
Lux über Wasseroberfläche |
52.130 |
25.340 |
PAR-Wert |
|
|
Lufttemperatur in °C |
33,5 |
29,9 |
Relative Luftfeuchtigkeit in % |
61 |
|
Wassertemperatur Oberfläche in °C |
26,7 |
27,5 |
Wassertemperatur Tiefe X in °C |
30 cm, 26,7 |
30 cm, 27,1 |
Wassertemperatur Tiefe X in °C |
|
|
Leitfähigkeit in µS/cm |
10 |
10 |
Gesamthärte in °dGH |
0 |
0 |
Karbonathärte in °dKH |
2 |
2 |
pH-Wert |
6,2 |
6,3 |
Sauerstoffgehalt in mg/l |
9 |
9 |
Eisengehalt (Fe) in mg/l |
0,02 |
0 |
Magnesium (Mg) in mg/l |
0 |
0 |
Kalium (K) in mg/l |
0 |
0 |
Wiederansiedlung von Altum Skalaren
Die Bewohner des Dorfes erkannten an unseren Expeditions T-Shirts, auf denen ein Altum Skalar zu sehen war, dass uns dieser Fisch wohl wichtig wäre. Früher haben sie in dem Cano hinterm Dorf auch Altum gesehen. Aber seit einiger Zeit waren die Altum verschwunden. Der Dorfälteste beauftragte einen unserer Guides, Altum beim Fischexporteur zu kaufen und wollte sie dann mit uns gemeinsam in dem Caño wieder auswildern. Die Altum kosteten umgerechnet ca. 60 Cent pro Tier. Wir gingen gemeinsam zum Caño und entließen die Tiere in den Fluss. Unter Wasser war es spannend zu sehen, dass die Tiere in Formation schwimmend, aus der Tüte sofort die tieferen Bereiche des Flusses aufsuchten und so schnell schwammen, dass wir ihnen nicht folgen konnten. Wir haben sie noch gesucht, aber nichts mehr von ihnen gesehen!
Endlich echte Wasserpflanzen!
So merkwürdig es klingen mag: In den meisten tropischen Gewässern sind keine echten Unterwasserpflanzen anzutreffen! Das meiste Grün, das man unter Wasser antrifft, stammt von „abgesoffenen“ Landpflanzen, die durch hohen Wasserstand zeitweise eine submerse Lebensweise führen müssen. In extremem Schwarzwasser sind Wasserpflanzen überaus selten. Sobald Klarwassereinfluss herrscht, besteht eine Chance. In einem Caño haben wir gleich mehrere Unterwasserpflanzen gefunden.