Mexiko – die schönsten Löcher im Boden unseres Planeten
Stellen Sie sich vor, dass Sie 120 m unter der Erdoberfläche bereits seit Stunden im Dunkeln in engen Gängen unterwegs sind. Nur eine dünne Leine weist Ihnen den Weg. Seit drei Kilometern geht es immer tiefer, seit Sie die Oberfläche verlassen haben. Dann endlich kommen Sie zum Eingang zu einer Höhle, die weniger Menschen betreten haben, als den Mond. Und noch weniger sind lebend zurückgekehrt. Der Eingang ist extrem eng. Sie legen alle Ausrüstung ab, schieben sie vor sich her, atmen aus und schieben sich mit leeren Lungen durch das schwarze Loch. Dann endlich sind Sie in der Höhle Ihrer Träume. Und nun stellen Sie sich vor, dass all dies UNTER WASSER stattfindet!
Diese Höhle, das Traumziel aller Höhlentaucher dieser Welt, befindet sich in Mexiko und gehört zum größten Höhlensystem der Welt, aus dem wir Aquarianer nur den Blinden Höhlensalmler (Astyanax jordani) kennen, der schon 1937 entdeckt wurde. Für uns Aquarianer sind die unendlichen Höhlen eher ein Albtraum, aber die Orte, wo sie an das Tageslicht kommen, sind unser Paradies! Die Maya nutzen die Einbrüche des Bodens im porösen Kalkstein zum Wasser holen und nannten sie Cenoten. Die Cenoten liegen verstreut auf der Halbinsel Yucatan und sind meistens gut zugänglich. Mit etwas Klettern oder manchmal auch bequem per Leiter oder Steg gelangen wir zur Wasseroberfläche. Das Wasser ist mehr als nur kristallklar. Die Wasserpflanzenbestände reichen oft bis an die Oberfläche und sehen aus, als ob ein Aquascaper gerade Hand angelegt hatte. Schildkröten und harmlose Krokodile bilden den Hintergrund für ein Schnorchel-Erlebnis der allerfeinsten Qualität. Die vorherrschende Fischgruppe sind Lebendgebärende, gefolgt von Salmlern und Cichliden. Welse sind vorhanden aber deutlich seltener. Bei den Lebendgebärenden sind die Segelkärpflinge am eindrucksvollsten, da ihre Größe die ihrer Aquarienkollegen weit übersteigt.
Wer etwas Zeit mitbringt, sollte die Lebendgebärenden einmal bei der Nahrungsaufnahme beobachten. Fressen sie nun die Algen oder eher die Mikrofauna, die in den Algen lebt? Erst eine Sezierung des Mageninhaltes würde Aufschluss geben! Aber wir lassen sie in Ruhe weiterfressen…
Die Cenoten tragen alle Namen, meist einen Maya-Namen und einen Englischen. Das Sac Actun Höhlensystem mit 226 Cenoten bildet mit 352,9 km das längste Höhlensystem der Welt. In der Hauptcenote Sac Actun bilden Seerosen große Bestände, in denen auch viele Fische zu finden sind. In der Cenote Actun-Ha, auch Car Wash genannt, ist ein Krokodil die Hauptattraktion. Aber auch die Algenbestände sind sehenswert und man fragt sich, warum die eine Cenote ein massives Algenproblem zeigt und die nächste, nur einige hundert Meter entfernt, keine einzige Alge aufweist! Der Name Car Wash kommt vielleicht nicht von ungefähr!
Sollten Sie gerne Blinde Höhlensalmler sehen wollen, müssen Sie eine Tauchlizenz vorweisen und mit einem Guide in das Höhlensystem eintauchen. In einigen Metern Tiefe, je nach Cenote unterschiedlich, durchqueren Sie eine Halokline, die Übergangsschicht zwischen dem Süßwasser an der Oberfläche und dem schwereren Meerwasser darunter. Die Halokline ist deutlich an den starken Schlieren im Wasser zu erkennen, die eine klare Sicht verhindern. Das Meerwasser darunter ist wieder kristallklar und jeder Taucher muss seine Schwimmflossen ganz vorsichtig mit der sogenannten „Frogkick“ Methode benutzen, bei der kein Sediment aufgewirbelt wird. Sollte es dennoch passieren, ist die Sicht schlagartig Null und wenn kein Tageslicht mehr zu sehen ist, muss man sich an der vorhandenen Leine entlangtasten. Perfekt für eine Konfrontationstherapie bei Klaustrophobie! In flacheren Süßwasserbereichen, in denen durch die Decke Baumwurzeln in die Höhle hineinwachsen, sind mit etwas Glück Blinde Höhlensalmler zu finden.
Auch außerhalb der Cenoten lohnt es, sich etwas umzusehen. Schwarze Leguane, Nasenbären und auch Schlangen sind zu sehen, wenn nicht gerade zu viele Touristen anwesend sind.
Reiseinformationen:
Es gibt 12 h Direktflüge von Deutschland nach Cancun in Mexiko. In Cancun stehen unzählige Hotels zur Auswahl. Wer gerne Korallenriffe sehen möchte, kann Ausflüge zur Insel Cozumel machen, wo es wirklich sehr schöne karibische Riffe und in den Sommermonaten auch Walhaie zu sehen gibt. Die meisten Cenoten liegen entlang der Küste (Riviera Maya) und sind mit einem Auto in etwa 2 h zu erreichen. Besuchen Sie unbedingt die malerischen Maya-Ruinen von Tulum direkt am Meer, das auf dem Weg zu den Cenoten liegt. Am besten abends auf dem Rückweg, wenn die meisten Touristen wieder weg sind. Tauchcenter in Cancun bieten Leihausrüstung und Höhlentauchgänge an. Ihr Reisepass muss bei Einreise noch mindestens 6 Monate gültig sein und bei der Ausreise fällt eine Gebühr von 15,- € an. Es bestehen zwar keine Impfvorschriften für die Region, aber empfehlenswert ist immer eine Impfung gegen Hepatitis A, Tetanus und Diphtherie. Das Gebiet ist malariafrei aber ein gutes Mückenschutzmittel ist sinnvoll, da Denguefieberfälle aufgetreten sind. Denken Sie an das Mückenmittel, wenn Sie das Wasser verlassen, da alle Mittel vom Wasser abgewaschen werden!
Wer nach Mexiko fliegt und die Cenoten nicht gesehen hat, verpasst eines der spannendsten Reiseziele für Aquarienfreunde!
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