Eine Nacht im Regenwald ist sehr aufregend. Absolute Dunkelheit, kein Lärm von Autos, Fabriken oder dem Treiben in einer Stadt. Hier wird uns richtig bewusst, wie dunkel es nachts sein kann. Das schärfte das Gehör und weckte den Entdeckersinn. Wer glaubt, dass es hier still ist, irrt.
Gestern Abend gingen wir, nach einer spannenden Flugbeutler-Beobachtung, im Dunklen ins Bett. Heute Morgen wachten die ersten um 04:30 Uhr auf und untersuchten die nähere Umgebung. Es regnete sehr stark und viele Tiere waren zu hören. Die Lautstärke glich einer Hauptverkehrsstraße. Im Tierreich ist um diese Uhrzeit schon die „Hölle“ los.
Ludwig, der schon viele Regenwälder gesehen hat, sagte: „Es ist der kälteste Regenwald, den ich erlebt habe. 18 °C sind echt zum Frieren“.
Nach dem gemeinsamen Frühstück brachen wir um 8:00 Uhr zur Weiterfahrt auf. Leider sind die Seen im Nationalpark inzwischen sehr touristisch erschlossen, wodurch eine Untersuchung und Beobachtung in Ruhe nur am frühen Morgen möglich ist. Wir hatten daher richtig geplant.
Vor Ort konnten wir verschiedene Schildkrötenarten finden und an mehreren Stellen Wasserproben untersuchen. In dem reinen Süßwasser fanden wir einige ca. 30 cm große Gefleckte Schützenfische (Toxotes chatareus) und konnten sie beobachten.
Anschließend fuhren wir durch dichten Regenwald. Das nächste Ziel war ein Bergbach irgendwo in Queensland. Auf dem Weg stießen wir auf ein Kasuar Männchen (großer flugunfähiger Laufvogel) mit seinen 3 Küken, die über den Weg liefen.
Eines der Küken war neugierig und drehte sich zu uns um. Unterstützt durch unsere unterschiedlichsten Lockrufe, die eher an eine Horde Ausgebrochener erinnerte, kam es sehr dicht an uns heran. Schnell kam auch das Männchen näher, um das Küken einzusammeln. Da es zu den gefährlichsten Vögeln der Welt zählt, mussten wir uns vorsichtig in unseren Bus zurückziehen. Bei einem Vogel, der ca. 50 km/h laufen kann, bei einer Größe von 1,70 m und einen Gewicht bis zu 60 kg, war das nur vernünftig. Da hätten auch unsere großen „Bären“ keine Chance gehabt.
Angekommen an dem besagten Bergbach, stiegen wir mit Schnorchel und Kamera ins Wasser. Einige untersuchten die ersten Wasserproben. Plötzlich rief es: „Hier, kommt her, ich habe sie gefunden“. Da hatten wir tatsächlich die Zebragarnelen gefunden, von denen Paul sprach. Tolle Tiere, die dort in großen Mengen den Aufwuchs in 2-50 cm Tiefe abweiden. Die Art kommt ausschließlich hier vor, ist folglich endemisch. Andere Tiere waren dort nicht zu finden.
Übrigens, wie nett es sein kann durch den Urwald zu stiefeln, zeigt das Bild im Anhang. Eigentlich waren wir auf der Suche nach Garnelen, doch man entdeckt auf jedem Meter interessante Tiere, Pflanzen oder Erscheinungen. So auch dieses versteckte Tier zwischen den Stacheln.
Am späten Nachmittag fuhren wir zu Pauls Geschäft (Aquarium World Cairns) und sahen uns ein Beispiel für ein gutes Aquaristik-Fachgeschäft in Australien an. Im Anschluss durften wir bei Cairns Marine (größer Meerwassergroßhändler Australiens) hinter die Pforten blicken. Julian nahm uns persönlich in Empfang und präsentierte, wie professionell die Tiere gehalten, versorgt und versendet werden. So kann Meerwasseraquaristik nachhaltig und mit gutem Gewissen betrieben werden.
Nach dem gemeinsamen Abendessen, das immer wieder für einen guten Austausch der Erlebnisse des Tages genutzt wird, gingen wir früh ins Bett. Morgens um 06:00 Uhr geht es weiter ins Outback, ins „richtige Outback“. Zwar zählt der Regenwald auch dazu, doch wo die Reise nun hin geht, gibt es keinen Empfang…