Tauchen, Forschen und Schnorcheln im Südchinesischen Meer
Täglich wechselnd trafen sich die beiden Gruppen A und B morgens um 9:00 Uhr direkt am Hafen, der nur 10 Minuten Fußweg vom Hotel entfernt lag. Dort wurden die Teams auf zwei Boote verteilt. Alle Teilnehmer mit Tauchlizenz teilten sich ein Boot und die Schnorchelfraktion teilte sich das andere Boot. Nach 45 Minuten Fahrzeit zwischen den vorgelagerten Inseln und Fischerdörfern hindurch, erreichten wir die Tauch- bzw. Schnorchelplätze. Bei 28 – 30 °C Wassertemperatur war nur bei stundenlangem Aufenthalt im Wasser ein Taucheranzug nötig. Bei den Schnorchlern war eher ein Sonnenschutz angesagt, denn abends erkannte man jeden Schnorchler an der krebsroten Rückseite seiner Arme und Beine.
Die Korallenriffe reichen an den angefahrenen Plätzen bis direkt unter die Wasseroberfläche, so dass die Schnorchler das Gleiche sehen konnten, wie die Presslufttaucher. Nur einige Fischarten des Flachwassers, wie z. B. Blaustreifen-Doktorfische (Acanthurus lineatus) blieben den schnorchelnden Teilnehmern vorbehalten. Dafür konnten die Taucher in etwa fünfzehn Metern Tiefe Centriscinae, Geisterpfeifenfische und Seenadeln beobachten.
Die Steinkorallenformationen, besonders im Flachwasser bis 6 m Tiefe, waren unglaublich schön und hätten als Vorlage für einen Meerwasser-Aquascaping Wettbewerb dienen können! Ich habe wirklich viele Korallenriffe der Welt gesehen, aber die Steinkorallen von Nha Trang sind schwer zu toppen. Interessant ist, welche Korallen nebeneinander leben und welche einander meiden. Daraus kann jeder Meerwasseraquarianer lernen, welche Vergesellschaftung empfehlenswert ist und welche nicht. In den Pausen an Bord wurden die Wasserwerte analysiert und weitere Messungen durchgeführt. Erstmals konnte mit einem neu angeschafften UV-Messgerät auch die UV-Strahlung unter Wasser, nach UV-A und UV-B getrennt, mit wasserdichten Sensoren ermittelt werden. Für Messungen der Lichtintensität (Lux) unter Wasser nahm ich den wasserdichten Sensor des Messgerätes und hielt ihn in verschiedenen Tiefen, die ich genau mit meinem Tiefenanzeiger kontrollierte, in Richtung Sonne. Eine zweite Person an Bord konnte dann den Wert auf dem Messgerät ablesen und notieren. So führten wir Messungen bis in 8 Meter Tiefe durch. Leider war die Wasseroberfläche so unruhig, dass die Messergebnisse zu stark verfälscht wurden. Je stärker die Wasseroberfläche bewegt wird, desto stärker die Reflektion der Sonnenstrahlung. Etwas frustrierend ist der Vergleich zwischen Aquarium und Natur: Mittags misst man in den Tropen etwa 100.000 Lux, während eine 30 W T 8 Leuchtstoffröhre nur etwa 700 Lux in einigen Zentimetern Entfernung abgibt. Mit einer T5 Röhre lässt sich der Wert verdoppeln und ein guter Reflektor führt zu einer weiteren Verdoppelung der Luxzahl.
Wir hatten eigentlich vier Tauchgänge pro Tag und einen Nachttauchgang gebucht, mussten aber vor Ort erfahren, dass nur drei Tauchgänge am Tag möglich wären, weil alle Boote bis 17:00 Uhr wieder im Hafen sein müssten und Nachttauchgänge vor den Inseln generell seit Kurzem verboten worden waren. Eine wirklich plausible Erklärung dafür war leider nicht zu erhalten, nur abstruse Gerüchte über militärische Konflikte mit China. Wir konnten daher nur drei Tauchgänge am Tag durchführen und starteten einen Nachttauchgang vom Strand aus, den man in die Rubrik „Vollkommen überflüssig“ einreihen konnte (Sichtweite 0, Tiere 0, nur Sand).
Aber die Zeit im sonnendurchfluteten Meer während des Tages war voller Erlebnisse und interessanter Beobachtungen. Vietnam würde ich welterfahrenen Tauchern nicht unbedingt als Top-Destination empfehlen, da gibt es schönere, aber für Meerwasseraquarianer mit Interesse am Steinkorallen empfehle ich das Schnorcheln vor Nha Trang unbedingt!