Mauritius – eine Perle im Indischen Ozean
Die Kreuzfahrtschiffe vor Mauritius sprechen bereits Bände: Die Insel gehört zusammen mit den Seychellen zu den beliebtesten Reisezielen im Indischen Ozean! Wir hatten jedoch ganz andere Pläne: Wir wollten die Unterwasserfauna von Mauritius mit der von Madagaskar und den Seychellen vergleichen. Wie unterschiedlich ist der Korallenwuchs? Unterscheiden sich die Wasserwerte? Dazu wurden morgens zwei Boote beladen und es ging raus zu verschiedenen Tauchgebieten.
Die Beurteilung der Wuchsgeschwindigkeit von Korallen ist gar nicht so einfach. Aber ein Wrack, von dem man weiß, wann es gesunken ist, lässt eine sehr genaue Beurteilung der Wachstumsgeschwindigkeit zu. Wir besuchten die zwei Wracks Emily und Waterlilly, die 1981 bzw. 1982 gesunken waren und in etwa 25 m Tiefe auf Sandboden lagen.
Auf den Bordwänden wuchsen Acropora Steinkorallen, die in den 37 Jahren nur auf rund 40 cm gewachsen waren. Damit lag die Wachstumsgeschwindigkeit nur bei gut einem Zentimeter pro Jahr. Im Aquarium und auch an anderen Orten können Steinkorallen über 10 cm pro Jahr wachsen!
In 25 Metern Tiefe dringt nur noch ein Teil des Sonnenlichtspektrums in das Wasser. Ab 8 m Tiefe wird der rote Anteil komplett absorbiert und so erscheint es in dieser Tiefe alles schon recht blau. An den Korallentypen am Wrack ist diese verminderte Sonneneinstrahlung sehr gut abzulesen. Es sind mehr Weichkorallen als Hartkorallen zu finden. Weichkorallen besitzen in der Regel keine endosymbiontischen Algen (Zooxanthellen), die auf Sonnenlicht angewiesen sind. Sie ernähren sich komplett von Plankton.
Wracktauchen mit vielen Mittauchern ist so eine Sache. Kleinere Wracks sind schnell überfüllt und beim Fotografieren sind mehr Luftblasen als Wrackteile zu sehen. Idealerweise sollte man der Erste am Wrack oder der Letzte sein. Dann sind schöne Fotos ohne „störende“ Taucher und Luftblasen möglich.
Auch die Bewohner des Wracks sind zu Beginn des Tauchgangs oft noch ungestört und haben sich noch nicht zurückgezogen. Rotfeuerfische, Kofferfische, Schaukelfische und sogar Steinfische waren anzutreffen.
Nur die Anemonenfische (Amphiprion chrysogaster) sind geduldige Gesellen, die jeden Taucher und jedes Foto über sich ergehen lassen. Sie sind durch die Anemone ja auch an den Standort gebunden.
Die Wasseranalysen ergaben folgende Werte: Magnesiumgehalt 1220 mg/l, pH 8,2, KH 8 ° dKH, Kalzium 460 mg/l, Dichte 1,025. Damit unterschied sich nur der Magnesiumgehalt von dem Madagaskars, der dort um 120 mg/l höher lag.
Die Wassertemperatur lag mit 25 °C etwa 4-5 °C unter der von Madagaskar. Insgesamt gesehen war die Biodiversität (Artenvielfalt) deutlich sichtbar geringer, als im Norden Madagaskars, der nur 1200 km nordwestlich lag.
Einen sehr interessanten Ausflug hatte der JBL Importeur Goolam Sufraz mit seinem Bruder für unser Forschungsteam am letzten Tag organisiert. Überhaupt waren wir Goolam und seinem Team zu sehr großem Dank verpflichtet. Er kümmerte sich wie eine Mutter um uns, und wir nennen ihn jetzt nur noch Mother Goolam. Auch an dieser Stelle noch einmal ganz lieben Dank für die tolle Hilfe vor Ort! Wir fuhren mit Schnellbooten zu zwei kleinen Inseln (Flat Island), die 16 km nördlich von Mauritius lagen. Die eine Insel war von hohen Klippen umgeben und besaß schöne Klippenüberhänge, unter denen das marine Leben wenig Sonne bekam. Warum heißt die Insel bloß Flat Island?
Das Wasser war extrem klar und die Meeresfauna unterschied sich sehr von der bisher gesehenen. Große Kaiserfische, seltenere Falter- und Doktorfische waren in großer Zahl zu beobachten. Wir mussten nur mit dem Wellengang aufpassen, damit wir nicht an den Felsen zu geraspeltem Fischfutter verarbeitet wurden. In diesem klaren Wasser war Freitauchen ohne Flasche ideal. Die Fische zeigen bei Schnorchlern immer eine geringere Scheu, als bei blubbernden Gerätetauchern.
Wenn wir schon einmal auf Mauritius waren, wollten wir uns das schönste Zoofachgeschäft natürlich nicht entgehen lassen! Unser Importeur betreibt neben dem Import auch dieses Zoofachgeschäft mit einer sehenswerten Aquarienanlage. Unser Verkaufsleiter, Didier Lergenmuller, begann direkt nach dem Betreten des Geschäfts sofort, die Regale zu optimieren. In einem der Aquarien entdeckten wir die schöne und endemische Buntbarschart Paratilapia polleni, die wir auf Madagaskar leider nicht gefunden hatten.
Nun interessierten uns auch der Regenwald und die Süßwasserbiotope auf Mauritius. Darüber war in der Literatur und im Internet wenig bis gar nichts zu finden. Ein sehr erfahrener Biologe geleitete uns in einen Nationalpark im Zentrum Mauritius. Unsere Frage nach Süßwasserfischen im Bachlauf, an dem wir entlang gingen, beantwortete er sehr sachkundig: „Es gibt fast keine Fische. Nur eine Forellenart lebt hier.“
Aber schon von oben konnten wir durch die Wasseroberfläche verschiedene Fischarten erkennen. Das war definitiv ein Grund, in das leider recht kalte Wasser zu steigen. Die Grundelarten waren schwer zu identifizieren, aber ein Marmoraal und eine Kuhlia-Art waren eindeutig.
Ein Erlebnis der besonderen Art: Schnorcheln im Bachlauf mitten auf Mauritius
Diese Begegnungen mit Süßwasserfischen kam völlig unerwartet. Viele Arten, unbekannte Grundeln und ein Marmoraal. Da hat es sich wirklich gelohnt, die Bresser ActionCam mitzunehmen.