Wir waren dieses Jahr zum zweiten Mal auf der wichtigsten Profi-Koizüchter Show in Tokio mit einem JBL Messestand vertreten. Zwischen den Fachgesprächen mit den Züchtern und den Besuchern aus aller Welt fand ich natürlich auch etwas Zeit, mir die ausgestellten Koi anzusehen. Etwa 1800 Koi wurden gezeigt und bewertet. Die 81 Preisrichter (Judges) waren in Gruppen unterwegs und sichteten alle Koi.
Bei der Menge an Koi dauerte dies mehr als einen Tag! Aber bevor alle Koi einzeln bewerte wurden stand die Wahl des Gesamtsiegers (Grand Champion) an. Der Grand Champion rekrutiert sich meist aus den ganz großen Brummern mit 80-95 cm Körperlänge. Dazu marschieren alle Judges brav im Gänsemarsch an den zur Wahl stehenden Top-Koi dieser Größenkatgorie vorbei und wählen ihren Favoriten. Der wird auf einem kleinen Zettel notiert und in einen Briefkasten beim Oberjudge geworfen, der vorher allen LEER gezeigt wurde. Da es beim ersten Wahlgang selten eine eindeutige Entscheidung gibt, erfolgt ein zweiter, oft sogar ein dritter oder vierter Wahlvorgang. Erst dann steht nach Durchzählen aller Stimmen der Grand Champion fest. Spätestens dann wir auch klar, warum es 81 und nicht 80 Preisrichter sind. So wird eine Patt-Situation vermieden. Als wir dann erfuhren, dass der Grand Champion für 300.000,- US$ (der genaue Preis ist natürlich geheim) an einen Chinesen verkauft wurde, war auch klar, warum der Briefkasten vorher immer leer gezeigt wurde. Eine Wahlbeeinflussung soll hier wirklich ausgeschlossen werden.
Irgendwie eigenartig, dass die Wahl eines Koi gerechter und unparteiischer abläuft, als die Regierungswahl in so einigen Ländern…