Jeder von uns Aquarianern, der schon einmal die farbenfrohen Malawiseebuntbarsche gepflegt hat, wird den Wunsch verspürt haben, diese tollen Fische in ihrer natürlichen Umgebung sehen zu wollen. Nun zählt der Malawisee nicht unbedingt zu den Pauschalreisezielen, auch wenn er bei Reiseanbietern endlich immer häufiger auftaucht. So ist etwas Flexibilität bei einer Reise zum „Größten Aquarium der Welt“ schon nötig, denn in Afrika ticken die Uhren nun mal nicht wie ein Schweizer Uhrwerk.
Die Anreise
Die Anreise zum Malawisee erfolgt in der Regel über die Hauptstadt Lilongwe, die einen internationalen Flughafen besitzt. Dorthin gelangt man meistens über Johannesburg in Südafrika. Für Flugverbindungen mit Anschlussflügen, die nicht immer nach Plan laufen können, empfehle ich soweit möglich, Langstrecken- und Anschlussflüge mit der gleichen Airline zu buchen. Klappt ein Anschluss nicht, ist die Airline für Weiterhilfe verantwortlich. Sonst nicht!
Von Lilongwe geht es per Auto oder Bus in etwa 3 Stunden Fahrzeit zum See. Die Zierfischfangstation von Stuart Grant östlich von Salima, direkt am See gelegen, besitzt eine kleine Lodge und für alle Taucher wichtig: Ein Boot mit Kompressor und Tauchflaschen! Die Lodge ist der ideale Ausgangspunkt für Bootsausflüge zu umliegenden Regionen, in denen Fische beobachtet werden können.
Vorsicht Parasiten
Nun wissen wir, dass viele afrikanische Gewässer für krankheitsübertragende Parasiten berühmt-berüchtigt sind. Eine bekannte übertragene Krankheit ist z. B. Bilharziose. Da ich eine JBL Expedition mit 16 Personen plante, kontaktierte ich einen darauf spezialisierten Tropenmediziner, denn es sterben immerhin jährlich 280.000 Menschen daran. Aus den Gesprächen leitete ich folgende Empfehlung ab: Gehe nie vom Strand aus ins Wasser und schon gar nicht dort, wo Flüsse in den See münden oder viele Menschen leben. Daher nutzten wir ausschließlich den Steg und das Boot, um zum Tauchen oder Schnorcheln zu fahren. Interessant war ein Gespräch mit der Legende Stuart Grant beim Abendessen, als ich ihn nach Bilharziose fragte. Er sagte mir ganz locker, dass er und alle seine Mitarbeiter Bilharziose hätten! An meinem Gesichtsausdruck erkannte er meinen Schrecken und setzte nach: „Aber nicht aus dem Malawisee, sondern vom Sammeln der Killifische und den vielen kleinen Tümpeln, in denen wir sie fangen!“ Ich war wieder beruhigt.
Der erste Tauchgang
Ihren ersten Tauchgang oder Ihr erstes Schnorcheln im See werden Sie nie wieder in Ihrem Leben vergessen! Sie springen weitab vom Ufer in den See, der unendlich wie ein Meer erscheint und das Wasser schmeckt – süß! Wir oder zumindest ich bin so konditioniert, dass optisch unendliche Gewässer immer Meere sind und daher salzig schmecken. Dieser erste Moment war wirklich einmalig. Danach hat man sich schnell daran gewöhnt. Das Wasser ist relativ klar, aber nicht kristallklar, wie die Flüsse Floridas oder Flüsse im Pantanal. Die Sichtweite liegt, je nach Tauchplatz, zwischen 10 und 20 Metern. Das ist sicherlich auch vom Wetter abhängig, denn Regen und Wind haben starken Einfluss auf die Sichtweite.
Die Juwelen des Süßwassers
Und da sind sie nun: Die Juwelen des Süßwassers, wie die Cichliden des Malawisees oft genannt werden. Sie sind überall und in unglaublichen Mengen. Tierrechtler würden einen Aquarienbesitzer direkt in den Knast bringen, wenn er eine ähnliche Individuendichte im Aquarium pflegen würde. Aber im See können die Tiere immer nach oben ins Freiwasser ausweichen, wenn es mal wieder aus territorialen Gründen Prügel gibt. Als Schnorchler können Sie bereits die Schönheit des Sees bzw. seiner Bewohner erleben. Presslufttaucher haben nur einen Vorteil: Sie können die Schnorchelzone bis 10 Meter Tiefe und den Mbunas (aufwuchsfressende Cichliden) durchtauchen und auch in die tieferen Regionen mit den Haplochromis, Nimbochromis und anderen Haplochromiden aufsuchen. Die Räuber sind in den oberen Wasserschichten kaum zu finden. Die Aufwuchsfresser wiederum sind nur dort zu sehen, wo sich ihre Nahrung, also der Aufwuchs befindet. Der besteht übrigens kaum aus Grünalgen, sondern aus Diatomeen (Kieselalgen) und Cyanophyceen (Blaualgen).
Wenn Sie mit Ihrem Boot entlegenere Regionen wie das Cape Mac Lear ansteuern, dürfen Sie auch vom felsigen Ufer aus in den See steigen. Ich empfinde es immer als ganz besonders faszinierend, vom Ufer aus in einen Lebensraum einzutauchen und gerade beim Schnorcheln nicht auf den Eine-Stunde-Luftvorrat in der Pressluftflasche begrenzt zu sein. Man kann so lange im Wasser bleiben, bis entweder der Rücken krebsrot ist oder es zu kalt wird. Der Malawisee ist übrigens nicht wirklich warm. An der Oberfläche hatten wir Mitte September 25 °C und in 42 m Tiefe nur noch 21 °C. Wer das Mittelmeer mit 25 °C kennt, weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis es kalt wird. Ein langer Tauchanzug mit 3 oder 5 mm Stärke ist daher gegen die Sonne und die Kälte sehr empfehlenswert. Allerdings brauchen Sie dann wieder einen Bleigurt zum Abtauchen, sonst hopsen Sie wie eine Boje an der Oberfläche herum. Gerade im Malawisee ist Freitauchen ein ganz besonderes Erlebnis. Da Sie keine lauten Luftblasen produzieren, haben die Fische keinerlei Scheu und Sie kommen sogar an Kaiserbuntbarsche (Trematocranus) sehr dicht heran. Sie fühlen sich wie ein Fisch unter Fischen. Das ist wirklich ein unbeschreibliches Erlebnis. Und vergessen Sie einen Wassertest nicht! Fast jeder glaubt, dass der Malawisee hartes Wasser enthalten würde. Wenn Ihr Gesamthärtest dann vor Ort 5 °dGH und der KH-Test 7 °dKH anzeigt, sind die Test nicht defekt! Malawi statt Mallorca ist durchaus eine Überlegung wert!
Reisetipps
Ethiopian Airlines und South Afrika Airways fliegen Lilongwe mit Zwischenstopps ab Frankfurt mit einer Gesamtreisezeit von ca. 14 h an. Die Preise schwanken zwischen 900,- und 1400,- €, je nach Reisezeit. Als beste Reisezeit gilt die Trockenzeit von Mai bis September. Aber auch der Oktober ist oft noch perfekt geeignet. Wenn Sie „Lodge Malawi“ bei Google eingeben, finden Sie Angebote zu Unterkünften am südlichen Teil des Malawisees, der vom Lilongwe Airport gut zu erreichen ist. Auch Taucher finden inzwischen einige Angebote, sollten aber bei Google den englischen Suchbegriff „Diving Lake Malawi“ eingeben. Denn gerade beim knappen Fluggepäck ist es sehr hilfreich, Tauchausrüstung vor Ort zu leihen. Die Stromstärke beträgt wie in Deutschland 230V 50 Hz. Sie brauchen jedoch einen Steckeradapter wie für England. Tropeninstitute empfehlen folgende Impfungen: Cholera, Typhus, Poliomyelitis, Meningitis (5 Serotypen), Hepatitis B bei längeren Aufenthalten oder engem Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung und Tollwut bei Umgang mit Tieren.